Der Auslöser des Projektes: warum und für wen?

Eine Brücke zwischen Theorie und Praxis schlagen!
Mit der «Charta von Turin» hat die FIVA im Januar 2013 ein wegweisendes Dokument verabschiedet. Diese Charta stellt eine Art Anleitung für den Umgang und die Bewahrung historischer Fahrzeuge dar. Konkret betrifft sie ein- oder mehrspurige, angetriebene, landgebundene Gefährte. Das Ziel dieses Projekts ist es, mit Texten, Fallbeispielen, Checklisten und mehr, Unterstützung für die Praxis zu bieten. Letztlich werden die Fahrzeuge in Werkstätten unterhalten, geflickt, konserviert und restauriert. Angenommen, wir leben in einer pluralistischeren Welt in der mehr und mehr virtuell kommuniziert und erfahren wird. Angenommen, jede Bewegung löst auch eine Gegenbewegung aus, dann dürfte das Interesse an einem «authentischen Gegenstand» wie einem historischen Fahrzeug zukünftig eher steigen.
Das konkrete Objekt
Virtuell kann vieles vervielfacht, kopiert, geteilt und verschickt werden. Auch für unsere Szene ein riesiger Wissensgewinn und grosser Vorteil. Gerade auch deshalb ist aber ein physisches, authentisches Objekt etwas Einzigartiges, etwas Wahres. Damit das aber auch stimmt und so bleibt, macht ein Codex über den Umgang mit dieser Wahrheit Sinn. Einen wichtigen Meilenstein bildet die 2013 verabschiedete Charta von Turin. Die Sicherung und der Erhalt des rollenden Kulturgutes ist eine der Aufgaben der FIVA 1 , die Charta von Turin ist ihr Mittel dazu. Mit der Charta steht ein wertvolles Hilfsmittel, eine Orientierung im Umgang mit historischen, landgebundenen und mechanisch angetriebenen Fahrzeugen im Sinne eines (mobilen) Kulturguts zur Verfügung. Erarbeitet von der grössten spezifischen Interessensgruppe für Oldtimer- Fahrzeugen – der FIVA– kommt die Charta quasi «von innen heraus» und schloss damit endlich eine jahrelange Lücke der Theorie im Umgang mit historischen Fahrzeugen.
Betroffen ist der Eigentümer, profitieren soll das Fahrzeug
Der theoretische Ansatz der Charta bezieht sich recht stark auf denkmalpflegerische Ansätze und Methoden. In der Praxis zeigen sich Unsicherheiten, manchmal auch Unklarheiten. Anwender scheuen die Auseinandersetzung mit dem Thema oder sind sich der Tragweite ihres Handelns nicht bewusst. Das Projekt «Classic Vehicle Compass» beabsichtigt folglich auch, die Ausführungen der Charta von Turin zu erläutern, auszulegen und zu untermauern. Der Compass ergänzt, präzisiert und vertieft die Aussagen der Charta. Der Compass bildet quasi das Bindeglied zwischen der (übergeordneten) Charta und der Ausführung von Massnahmen am Kulturerbe selber. Er ist beschreibend, nicht wertend.
Eine Plattform zum Ausbauen
Der Classic Vehicle Compass ist die Plattform. Die Publikationen sind in erster Linie internetbasiert. Auf der Plattform werden neben Beiträgen zu aktuellen und relevanten Themen auch ein Glossar von Begriffen, theoretische Grundlagen, Fallbeispiele und in einem weiteren Schritt Checklisten und Arbeitshilfen zur Verfügung gestellt. Die Ausführungen sind so aufgebaut, dass aktuelle Entwicklungen – sprich zukünftiges kulturelles Erbe – auch abgebildet werden können. Der Classic Vehicle Compass hat den Anspruch, eine umfassende Quelle von Informationen rund um das Thema aufzubauen. Für Fragen der Erkennung, Dokumentation und den objektgerechten Umgang (Behandlung und Gebrauch) mit dem fahrenden kulturellen Erbe soll die Plattform erste Anlaufstelle sein. Das Swiss Car Register in Safenwil stellt Primärquellen via die breite Sammlung an Archivmaterialien und die Bibliothek zur Verfügung.

Safenwil im Januar 2023

Felix Aschwanden, Philipp Husistein, Dr. Christian J. Jenny, Urs P. Ramseier